In Deutschland ist es zudem relativ einfach, gut ausgebildetes Personal zu bekommen – eben Mitarbeiter, die in einem internationalen Netzwerk agieren können.
Für Deutschland spricht auch, dass wir ein sehr gutes Verhältnis zu unseren Sozialpartnern haben. Es gibt zum Beispiel eine Vereinbarung zwischen Unternehmen und Gewerkschaft, dass die Arbeitszeit unserer Briefzusteller bundesweit bis zu 48 Stunden ausgeweitet werden kann.
der gottschalk effekt
seitdem die 2 brüder das postheft inne hand genomm haben, da läuft der laden deutschland wie geschmiert
Aber sind die Gottschalks auch gut ausgebildete Fachkräfte, deren Arbeitszeit bis auf 48 Stunden (am Stück oder geschnitten) ausgeweitet werden kann?
Was ist Deutschland?
Kann man da Aktien von kaufen? Oder verkaufen?
Als Standort ist es klasse. Nur wenn man sich dann mal bewegen will...
Für
Deutschland wird der Markt zu klein. Deutschland wird expandieren müssen. (aber erst nach Mehdorn seine Bahn)
Herr Appel hat aber nunmal recht: Wenn man Briefe für 55 Cent innerhalb von 24 Stunden deutschlandweit zustellen will, muss man in der Zustellung entsprechend flexibel sein. Die Margen sind klein und Optimierungspotentiale weitgehend ausgeschöpft - es sei denn, man verzichtet ganz auf ein eigenes Zustellernetz und arbeitet mit Ich-AGs, was der Entlohnung und der sozialen Sicherheit bestimmt nicht zuträglich sein dürfte. Die Sozialleistungen bei der Post sind hoch im Vergleich zu ähnlichen Firmen, was auch daran liegt, dass die Post die einzige deutsche Firma ist, die eine Facharbeiter-Ausbildung zum Postzusteller anbietet (heißt natürlich anders).
Lustig finde ich Herrn Appels Behauptung, die Post würde "schneller als der Markt zulegen". Das behauptet nämlich zur Zeit jeder Marktteilnehmer.
man kann aber
sagen, was man will, die da beie Post machen wenigstens noch weitgehend ihrn Jopp, Mehdorn dagegen...
Früher kam die Post sogar bei uns auf dem Land so gegen 08:00 Uhr. Heute irgendwann vielleicht mal am Nachmittag. Die Filiale (Kleinstadt mit 10.000 Einwohnern) wurde geschlossen und durch eine Agentur im Hinterhof eines Elektrogeschäfts ersetzt. Schwer optimiert, würde ich sagen.
@ichichich: Recht haben kann jeder. Herr Ackermann hat vollkommen Recht, wenn er bei steigenden Gewinnen der Deutschen Bank Leute entlässt, das mögen manche zwar nicht glauben, aber der Witz ist, dass dieser Unglaube gar keine Rolle spielt. Es fragt sich halt immer, unter welchen Bedingungen dieses Rechthaben stattfindet. An so was bin ich interessiert, die Binnenlogik hab ich schon verstanden.
Für Herrn Ackermann und seine Aktienoptionen ist sein Vorgehen absolut sinnvoll. Aber: Muss sich gleich die ganze Gesellschaft auf den Standpunkt von Herrn Ackermann hocken? Da hat die ja gar keinen Platz drauf!
vorgestern
Hr. micro_Robert, der Brief, den Sie da um 8.00 bekamen, war aber spätestens vorgestern abgeschickt worden.
@micro: Er lädt die ganze Gesellschaft einfach zu sich ein. Nicht in echt, deutungshoheitstechnisch halt. Hieß früher "l'état c'est moi".
ichichich hätte dann vollkommen recht, wenn es sich bei der Post noch um ein Unternehmen des Bundes handeln würde, das ohne Gewinnstreben eine hoheitliche Aufgabe für den Staat wahrnimmt.
Seewolf: Kam drauf an. Ging aber damals auch schon innerhalb eines Tages.
A-Man!
Was die kleinen und großen Ackermanns angeht - wir wollen ihn mal nicht Unrecht tun. Ich glaube gar nicht, dass die die ganze Zeit nur an ihre Aktienoptionen und den Porschefuhrpark denken. Der Mensch braucht ein Höheres in seinem Leben, eine Aufgabe, und was könnte da geeigneter sein als die Sorge ums große und vielleicht bald noch größere Ganze? Sie sind Lokalpatrioten für die Firma, das sowieso, aber wenn es opportun ist, sind sie auch Patrioten für Deutschland oder Europa, bei entsprechender Größe und Exportorientierung dann wieder Weltbürger. Sollten eines Tages die Außerirdischen auftauchen, werden sie denen schon zeigen, was ein gescheites Marketing auch auf dem Mars und im Asteroidengürtel vermag. Dass bei all dem die eigenen Aktienoptionen nicht zu kurz kommen, schadet ja nicht, aber man soll ihn als Drohung nicht unterschätzen, diesen Diensteifer im Interesse kommender größerer Zusammenhänge.
Verstehe ich nicht, warum meine Argumente nur für Non-Profit-Unternehmen richtig sein sollen. Postagenturen sind allerdings wirklich ein übles Thema, da wird ordentlich ausgebeutet - sind ja keine Postangestellten dabei, da braucht man sich an Tarifverträge nicht zu halten. Ähnliches versucht man auch gerade in der Abholung (Briefkästenleerung durch Taxifahrer und so). Es wird halt viel ausprobiert derzeit. Da wird man aber mittelfristig auch wieder ein Stück zurückrudern, glaube ich.
Naja, erstens hast Du für Deine Behauptung, die Poststrukturen seien schon zu Ende optimiert, also müsse man bei den Beschäftigen sparen, keine Beweise angeführt. Zweitens sehe ich nicht ein, warum ich den Standpunkt der herrschenden Klasse übernehmen soll. Solche Überlegungen stehen nur Leuten gut zu Gesicht, die in dem Unternehmen zumindest mitbestimmen können.
Wobei reflexhaftes Kapitalismusbashing beim Auftauchen des Begriffs "Ausweitung der Arbeitszeit" nicht immer angemessen ist, und in diesem Fall schon gar nicht.
Gut geht es nicht unbedingt denen, die es besser haben. Aber immerhin haben die noch mehr Zeit, ihre natürlichen Reflexe zu pflegen. wird ohnehin viel zu wenig getan.
@ ichichich: Verstehe deine Deutung nicht. Die Haltung, die hier bei verdi wieder einmal zum Ausdruck kommt, ist rein defensiv. Sie freuen sich mittlerweile, wenn es nicht bei jeder Lohnrunde zu Einbußen kommt:
In einem schwierigen gesellschaftspolitischen Umfeld ist es uns gelungen, einen Beschäftigungspakt durchzusetzen, der den rund 240.000 KollegInnen für die nächsten 5 Jahre Arbeitsplatzsicherheit gibt und es wird den Beschäftigten nicht in den Geldbeutel gegriffen.
Darüber hinaus haben sie eine Ausweitung der Arbeitszeit erreicht:
Die Freistellung von der Arbeitszeit am 24. und 31. Dezember wird für alle Beschäftigten bis 31. Dezember 2006 ausgesetzt.
Schöne Formulierung übrigens. Außerdem gibt es eine Verlängerung von Galgenfristen, in deren Genuss die Entgeltgruppen 8 und 9 nicht kommen werden:
Verlängerung der Rationalisierungsschutzbestimmungen nach Tarifvertrag 444/445 bis zum 31. März 2008. Ausgenommen davon sind die Funktionen der Entgeltgruppen 8 und 9 gemäß dem neuen Entgeltsystem bis zum 31. Dezember 2006.
Daraus kann man höchstens schließen, dass eine starke gewerkschaftliche Organisierung in einem terminsensiblen Wirtschaftsbereich, der durch Streiks schwer getroffen werden kann, noch größere Schweinereien zunächst verhindert hat.
Dass eine Ausweitung der Arbeitszeit in jedem Fall eine individuelle Verschärfung der Ausbeutung bedeutet, ist eine vollkommen nüchterne Feststellung. Ich wüsste gern mal, was sie mit "reflexhaftem Kapitalismusbashing" zu tun hat.
die beschissenste gewerkschaft ist
NGG, die haben (letztes jahr?) erstmal den tariflohn, der eh schon ein witz ist, gesenkt. rein praeventiv, denkt man. ich war uebrigens noch nie in einer gewerkschaft, nachdem mich bau steine erden damals nicht aufnehmen wollte, kam ich mir etwas verarscht vor und damit hatte sich das...
Die beschissenste Gewerkschaft ist leider immer noch besser als gar keine Gewerkschaft, auch wenn man manchmal denkt, man hätte besser selbst am »Verhandlungstisch« gesessen, anstatt die für einen verhandeln zu lassen.
@mutant: Wieso "nicht aufnehmen wollte"?
@MH: Vollkommen korrekte Zusammenfassung.
@Marcus
Huch, ich sehe mich hier immer mehr in eine Position gedrängt, die ich eigentlich gar nicht einnehmen möchte. Über das verdi-Verhandlungsergebnis kann man sicher diskutieren. Es ist vor allem eine Frage der Wahrnehmung, denkt man: Fünf Jahre Arbeitsplatzsicherheit in dieser Branche, in dieser Zeit, halte ich für kein selbstverständliches Ergebnis. Dies auch nur nüchtern festgestellt. Ebenso der weitgehende Ausschluss der Fremdvergabe (die viele Mitbewerber praktizieren, mit erheblichen Kostenvorteilen). Dass sie dafür zwei halbe Urlaubstage hergeben mussten, ist bitter. Und die Entgeltgruppen 8 und 9 betreffen Führungskräfte und höhere Beamte der alten Postbehörde, wenn ich mich recht erinnere. Für die sind außertarifliche Regelungen ganz natürlich.
Die verdi-Leute machen übrigens in der Regel einen guten Job. Und man kann darüber streiten, ob in der Formulierung "individuelle Verschärfung der Ausbeutung" nicht doch dieses Quäntchen Ideologie steckt, das aus einer nüchternen Feststellung eine persönliche Meinung macht.
Da bin ich jetzt aber mal gespannt, wie man darüber streiten kann, dass eine Verlängerung der Arbeitszeit eine Verschärfung der individuellen Ausbeutung bedeutet.
Ach komm, lass gut sein, wir sprechen verschiedene Sprachen. Ich bin raus.