Deutschland erwacht mal wieder, ganz auf die übliche: mit Wut und Frustration.






auf der einen seite trittst du ständig und emphatisch dafür ein, auch gegen eine mehrheit für positionen einzustehen. insbesondere was den einsatz militärischer gewalt und eine kritische distanz zu amerikanischem macht- und führungsanspruch angeht. auf der anderen seite machst du genau das der deutschen regierung jetzt zum vorwurf.


Re: Deutscher Weg

Nein. Ich mache der deutschen Regierung zum Vorwurf, daß sie aus wahltaktischen Gründen über ihre Absichten lügt, und daß sich das echte Unbehagen am Imperialismus der anderen aus der Lust am eigenen speist. Erstens werden sie ab dem 23.9.wieder mitbomben, wenn sie dann noch an der Reghierung sind, zweitens warten sie auf eine welthistorische Konstellation, in der sie dann völlig autonom auf eigene Rechnung losschlagen können. Amerika hassen, um die Geschichte Europas vergessen zu machen: nein danke.


Re: Deutscher Weg

Der Pazifismus dieser Leute wird genau bis zum 22. September, 20:00 Uhr halten. Dass Deutschland irgendwo allein rumbombardieren würde, bezweifle ich stark. Dazu haben sie schlicht und einfach die Mittel nicht. Deutschland ist kein Player mehr in der internationalen Geopolitik. Ungefähr so wichtig wie Belgien oder Dänemark. Die hängen sich in irgendein Rudel rein.


Re: Deutscher Weg

Punkt 1) Neopazifismus: ebent. Punkt 2) Neudeutsches Selbstbewußtsein: politisch nicht zu unterschätzen. Der Balkan war in den letzten Jahren der Schauplatz seiner Bebrütung, jetzt will's ganz flügge werden.


Re: Deutscher Weg

Da können sie gottseidank lange brüten: Pinguine fliegen nicht.


Re: Deutscher Weg

... und sind unter Wasser gefürchtete und gierige Jäger in der Fischwelt. Mark my words ... ne, lieber nicht. Hoffentlich hab ich Unrecht. Man wird sehen.


btw. es gibt keinen deutschen pazifismus, der am 23. september enden könnte. natürlich sieht diese und jede andere wahrscheinliche regierung nicht grundsätzlich von einer militärischen option in der politik ab.

bemerkenswert finde ich die eigene sicherheit in die bewertung der motivation und der hintergründe politischen handelns. diese sicherheit ist mir fremd und suspekt.


Re: Deutscher Weg

Na dann.


Re: Deutscher Weg

Naja, Sicherheit gibt es nie... Es gibt aber in der jüngeren Geschichte wesentlich mehr Anhaltspunkte, die darauf schliessen lassen, dass sich eine deutsche Regierung an einem Angriff auf den Irak beteiligen würde, als solche, die dagegen sprechen.


ja, es gibt anhaltspunkte. einige sogar. es gibt auch dinge, die man dem entgegendenken sollte. hinweise. man darf und sollte auch standpunkte haben. im leeren raum kann man nicht denken.

das schwierigste in der geschichts- und politikwissenschaft ist die analyse der motivation und intention des politischen handelns. das ist aber auch das interessanteste. ansonsten bleibt man nur im phämomen hängen und kommt nicht weiter.

diese analyse sollte man gründlich, unvoreingenommen, nachvollziehbar und im diskurs tun. wenn das unterbleibt, landet man bei huntington oder scholl-latour.


Re: Deutscher Weg

Volle Zustimmung. Deshalb schrieb ich auch von Anhaltspunkten, nicht von "logischer Folge" oder ähnlichem.


Re: Deutscher Weg

Weißt Du, Marcus: Ich habe schon seit einiger Zeit das Gefühl, daß Du von der Krankheit befallen bist, die viele Linke befiel, nachdem sich zuerst scheinbar alle Hoffnungen seit den 68er-Zeiten zu erfüllen schienen und dann einige -nicht alle- davon enttäuscht wurden: Sophismus bzw. Zelotismus.

Du mahnst, klagst an, klärst auf in einem fort und bist nicht gerade zimperlich in Deinem Umgangston. Wie Jens Scholz in seiner Rezension Deines Artikels bei Telepolis aber richtig festgestellt hat -und das ist mein eigentlicher Kritikpunkt: Du machst nie positive Gegenentwürfe. Schade...


Re: Re: Deutscher Weg

Naja. Das mit den positiven Gegenentwürfen ist auch kein gerade neuer Punkt, finde ich. Das hört man dauernd, wenn man irgendwo Kritik anbringt. Mir kommt das so vor, als ob man halt seinen Geschäften nachgeht und den Planeten und seine Bewohner ausbeutet und auf alle nur erdenkliche Weise fickt und wenn dann Kritik kommt, dann sagt man halt: "Irgendwelche positiven Gegenvorschläge?" Kommen dann wirklich welche, dann werden diese rundheraus zur Utopie erklärt und man ist dann als Superpragmatiker auch wieder aus dem Schneider, denn die heruntergekommenen Zustände perpetuieren sich selbst und man hat ja selbst schon dafür gesorgt, dass nur noch Korruption funktioniert, das heisst, pragmatisch ist. Da kann man sich dann hundertfünfzigprozentig sicher sein, dass die Gegenseite irgendwann die Klappe hält. Wenn wir schon beim Stil sind: Herr Scholz ist auch nicht grad zimperlich in seiner Kritik Herrn Hammerschmitts, wahrscheinlich weil er sich über den Artikel auf TP geärgert hat. Dann muss man Herrn Hammerschmitt aber auch zugestehen, dass er sich ärgern darf. Ich bin, wie im Sofa bereits diskutiert, in diesem Punkt nicht derselben Meinung wie Marcus. Er hat seinen Standpunkt aber stringent dargelegt.

Früher haben sie noch gesagt: "Geh' halt 'rüber!" Es gibt aber kein Drüben mehr. Nirgends.


Re: Re: Deutscher Weg

Wenn eins ein Ausweis der deutschen Krankheit ist, dann die gebetsmühlenartig wiederholte Forderung, jede Art der Kritik habe mit einer verbesserten Version des Kritisierten aufzuwarten, ansonsten sei sie substanzlos. Warum nur? Wer hat das dekretiert? Wo steht das geschrieben?

Jens Scholz hat schon deswegen nichts richtig festgestellt, weil er ihn nicht aufmerksam genug gelesen hat, um irgend etwas festzustellen. Mein Artikel enthält an keiner Stelle einen Aufruf zur Wahlabstinenz, sondern wünscht sich, daß auf die dunkle Bedrohung aus Bayern nicht reflexhaft die Antwort "rot-grün!" erfolgt. Das wird eindeutig klar in seinem letzten Absatz:

Die Blogger haben eines der mächtigsten Kommunikationssysteme der Geschichte in Händen, können es sich angesichts der dunklen Bedrohung aus Bayern aber nicht mehr leisten, über Alternativen zum Immergleichen nachzudenken und zu diskutieren - seien die nun am 22. September wählbar oder nicht. Insofern gibt es dann doch wieder einen Grundkonsens. Auf negative Art. Schade.

Ich wäre Jens Scholz und dir, DarkObserver, dankbar, wenn ihr vor einer Einforderung "positiver Gegenentwürfe" lernen würdet, ordentlich zu kritisieren. Es käme der Diskussion zugute.


Re: Re: Deutscher Weg

ich habe in diversen bloggs einige selbstgefällige und klugscheissende kommentare über marcus' letzten telepolis-artikel gelesen und mich gefragt, woher diese seltsame abneigung gegen kritik kommt, diese einbildung, vereinahmt zu werden, wenn die worte blogger und blogg nicht im sinne von beliebigkeitsgeschwaffel gebraucht werden. hier scheint mir die unfähigkeit zur kritik kultiviert zu werden, jeder der den politischen status quo infragestellt, wird als linker dogmatiker entlarvt, der irgendetwas vereinnahmen will. richtig gelesen wird vor dem verbalen wüten nicht, so dass die pauschalen urteile und abwertungen umso leichter fallen.


Re: Re: Deutscher Weg

Diese Haltung bin ich ja schon aus dem Telepolis-Forum gewöhnt. Für Instant Nirwana hab ich hab ich gerade die Zündschnur ein wenig verkürzt, vielleicht schafft das ja hier Luft.


Re: Re: Deutscher Weg

Du könntest es auch wie Herr Praschl machen, und einen Disclaimer in das Reply-Template einbauen. Das klärt entsprechende Fragen schon bevor sie entstehen. Fand ich immer sehr nützlich.


Re: Re: Deutscher Weg

Morgen mal versuchen. Opera möge mit mir sein. (Wollte heute versuchsweise meine Farb-Präferenzen ändern, war auch schon wieder Essich).


Re: Re: Deutscher Weg

Für die Arbeiten an den Innereien kannst Du ja auf Mozilla zurückgreifen. Funktioniert prächtig.


Re: Re: Deutscher Weg

Keine Ahnung, ob ich zu den "selbstgefälligen" und "klugscheissenden" Kommentatoren gehöre (@ralph). Aber jedenfalls empfand ich ein gewisses Unwohlsein mit dem Artikel von Marcus Hammerschmitt in der Telepolis. Mir ist einfach unwohl, wenn ich den Eindruck einer Kanonisierung dessen feststelle, was (richtiges?) "Bloggen" ist. Vielleicht hege ich auch eine zu liberale Haltung zur Frage, was "Bloggen" ist. Aber Desavouierung als "Beliebigkeitsgeschwafel" lässt bei mir schon die Dogmatik-Warnlampe aufleuchten. Gestört hat mich aber auch stärker der Begriff "Szene": Sorry, sehe ich nicht, sondern kunterbuntes Durcheinander, manches gern gelesen, manches verärgert wahrgenommen, vieles ignoriert.


Re: Re: Deutscher Weg

Das kann man jetzt endlos ausdehnen. Wo steht in dem Artikel etwas von "Beliebigkeitsgeschwafel"? Seine Tendenz ist doch völlig klar: Ich zitiere X Beispiele für mehr oder minder gelungene Wahlsatire, und sage dann ganz klar: Schade, daß bestimmte Möglichkeiten, die ich angelegt sehe, nicht genutzt werden. Das ist alles. Wenn du dich damit unwohl fühlst: je nun.


Re: Re: Deutscher Weg

  1. Das "Beliebigkeitsgeschwafel" kam von Ralph.
  2. Mir ist etwas aufgestoßen, wie Dein Artikel die Nichtnutzung dieser "bestimmten Möglichkeiten" an eine m.E. so nicht existente "Bloggerszene" adressiert.
  3. Auch ein tief empfundenes "Je nun"!
  4. Schönen Sonntag!

Re: Re: Deutscher Weg

Zwei Punkte:

  1. Die Bezugnahme auf praschls Eintrag (bei ihm am 6.7.2002) im Untertitel ist mir zu flapsig. Es entsteht der Eindruck, Praschl hätte behauptet: "es gab vor nicht allzu langer Zeit einen Quasikonsens in der Bloggerszene - radikal demokratisch, civil rights". Praschl hingegen schrieb: Vor etwa zwei Jahren (also in etwa 2000), so schiene ihm, hätten fast alle Weblogs vergleichbare Haltungen gezeigt. Dann zählte er in Klammer eine sehr disparate Liste von Eigenschaften auf: "radikal demokratisch", "open source", "ein bißchen nerdistisch", "civil rights", "strikte Unkommerzialität". Das ist nun erstens keine Behauptung, sondern eine Mutmaßung bzw. als Mutmaßung formulierte Beschreibung eines Eindrucks, und zweitens keine ausdrücklich und ausschließlich auf politische Inhalte zielende Eindrucksbeschreibung, sondern die Auflistung gewisser Haltungen, die dann nicht weiter inhaltlich bestimmt werden. Unter "radikal demokratisch" kann man ja viel verstehen. Mich stört die Ungenauigkeit der Bezugnahme deshalb, weil ich den Eindruck habe, MH unternimmt den Versuch einer Abgrenzung zu einem Bild, das weder in dieser Form, noch in dieser Deutlichkeit von Praschl gezeichnet wurde, das natürlich aber gut zum Tenor von MHs Text paßt. So redet man sich Realitäten herbei, deren Verfall man dann konstatieren kann.
  2. Es gibt in dem Text eine Spannung zwischen dem vereinzelt Beobachteten ("Streifzug") und dem Anspruch, etwas Signifikantes, Relevantes über eine "Bloggerszene" aussagen zu wollen. Ich habe nicht den Eindruck, hier die Erkenntnisresultate eines Streifzugs vorgestellt zu bekommen, sondern eher den, dass jemand seine in einem eingeschränkten Bereich ohnehin schon angesammelten Leseerfahrungen dahingehend zusammengefaßt hat, dass sie gewisse politische Haltungen und Anschauungen enttäuschenderweise nicht vorstellen. Es wird nicht ein "Streifzug" unternommen, sondern die alltägliche Lesepraxis im nachhinein zu einem solchen deklariert. - So jedenfalls mein Eindruck, der natürlich falsch sein kann.

Re: Re: Deutscher Weg

Leute, nehmt's mir nicht übel, aber diese Griffelspitzerei langweilt mich. Wollen wir jetzt wirklich die Maßstäbe ausgewachsener Systemphilosophie inklusive ihres ganzen erkenntnistheoretischen Unterbaus auf den Online-Journalismus anwenden? Das Netz wird danach recht verwaist aussehen. Noch einmal, was ich sagen wollte mit dem Artikel: Es gibt eine weitverbreitete Skepsis bei vielen Bloggern gegenüber den Schamanentänzen des Parlamentarismus, aber diese Skepsis setzt sich kaum um in die Frage: "Wie anders?" oder "Wie dagegen?" Vielleicht wäre eine weitere Diskussion der Sachhaltigkeit dieser Aussage auch im Telepolis-Forum angebracht gewesen, hier wird's langsam off-off-off-topic. Nix für ungut.


Re: Re: Deutscher Weg

Was Du sagen wolltest, war wohl klar. Aber vielleicht war auch die Absicht, Alternativlosigkeit gerade mit Hinblick auf Blogger behaupten zu wollen, verfehlt. Der Weg dazu wies jedenfalls einige Krümmungen auf. Warum sollte ein Hinweis auf selbige off-topic sein? Vielleicht war dieser Text auf TP von vornherein eine Relevanzverfehlung? "Ausgewachsene Systemphilosophie?" Diese Charakterisierung langweilt wiederum mich zu sehr, um sie für weitere off-off-topic-Bemerkungen auszubeuten.


Re: Re: Deutscher Weg

Jetzt hör doch auf mit diesem Gelaber! Schau dir doch einmal das Thema der Story (nämlich Deutscher Weg) an, zu dem du hier andauernd postest, ohne etwas beizutragen. Irgendein Schmalzdackel wirft eine haltlose Kritik zu einem meiner Artikel in den Raum, der nichts mit dem Thema der Instant-Nirvana-Story zu tun hat , du siehst das als Möglichkeit, da auch mal noch was zu sagen, willst mir später aber Knöppe von Relevanzverfehlung an die Backe nähen. Im TP-Forum zu dem besagten Artikel oder bei der betreffenden Instant Nirvana-Story wäre Gelegenheit gewesen, sich ausführlich über Relevanzverfehlungen auszulassen, aber statt dessen fängst du hier an, nachzutarocken. Hätte nicht gedacht, daß ich Camp Catatonia mal auf die Hausmitteilung hinweisen muss.


Re: Re: Deutscher Weg

Na gut, dann geh ich eben. Es gibt ja auch Häuser, in denen man reden kann.