Natürlich kommen mir manchmal Zweifel. Dann frage ich mich, ob das Christentum wirklich so scheiße ist, wie ich immer denke. Es gibt doch einige nette Christen, da muss doch auch an ihrer Überzeugung was dran sein. Wann immer mich diese düsteren Anwandlungen streifen, surfe ich zu chrismon. Und weiß wieder: war Scheiße, ist Scheiße, bleibt Scheiße. Wie nichts anderes illustriert diese liberale protestantische Salatschleuder den Abschnitt aus "Fänger im Roggen", in dem Holden Caulfield von einem seiner Mitschüler sinngemäß berichtet: bei allem, worüber er sprach, egal, was es war, konnte man sich sicher sein, daß er eigentlich lieber über Jesus geredet hätte. Genauso ist es mit chrismon. Weltoffen wollen sie sein (allein schon der Begriff, der mich immer an Arsch offen denken läßt); kulturbeflissen sind sie, daß man glaubt, sie könnten ohne ein Stückchen aus Faust II nicht einschlafen (aber nur ein Stückchen, morgens müssen sie ja schließlich früh raus!); sie haben den Gesinnungsliberalismus erfunden, als sie noch ganz jung waren. Und heraus kommt, Ausgabe für Ausgabe: moralinsaurer, gschaftlhuberischer, sturzbetroffener Scheißdreck, der eigentlich lieber über Jesus reden würde. Man dankt, chrismon, man dankt.






Re: 100% bull

chrismon ist nicht die Bibel, und moralinsauer würde ich lieber nicht verwenden (LTI)


Re: Re: 100% bull

ad 1) Ja und? ad 2) Belege für LTI?


LTI

Hm. Hab's nicht gefunden, zumindest nicht auf die Schnelle. Vielleicht in den Tagebüchern? Hab ich leider nicht da.


Re: Re: 100% bull

ad 1) wenn Chrismon Scheiße ist, muß deshalb das Christentum nicht Scheiße sein

ad 2) moralinsauer ist nicht LTI, weil es im Buch LTI von Klemnperer vorkommt, sondern weil es von Goebbels erfunden wurde. Leider hab ich im Internet dafür den Beleg nur auf einer sehr unsympathischen Seite gefunden:

"Im NS-Staat gab es ein Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter der Leitung von Dr. Joseph Goebbels. Goebbels entwickelte Methoden zur ideologischen Indoktrination der Bevölkerung. Diese Methoden werden teilweise auch heute noch angewendet. Um ethisch bedenkliche Praktiken zu rechtfertigen, prägte er den Ausdruck "moralinsauer" für die Einstellung von Kritikern, die hierdurch diffamiert wurden."

Internationaler Arbeitskreis für Verantwortung in der Gesellschaft e.V. (IAVG) - ich distanziere mich von dieser Webseite!!! - [Macro not allowed in sandbox: comment.link]

muß zu Hause nochmal in Büchern nachgucken, vielleicht finde ich einen besseren Beleg.


Re: Re: 100% bull

Chrismon ist halt nur ein Aspekt der ganzen Christenscheiße - der scheißliberale. Dann gibt es da noch die Turn or burn-Scheiße, und jede Form von Scheiße zwischendrin. Back to the roots? Lieber nicht.

Goebbels hat den Begriff "moralinsauer" erfunden? Da brauche ich schon bessere Belege.


Re: Re: 100% bull

Formallogisch ist an der Seite "Christentum erledigt" nichts auszusetzen, aber dialektisch denken kann der Mann nicht. Das Problem ist doch, daß die Welt, wer immer sie erschaffen oder nicht erschaffen hat, genauso chaotisch und entsetzlich ist, wie das Alte Testament (Goebbels nannte es: diese jüdischen Viehtreiber- und Zuhältergeschichten - Beleg folgt - ) sie darstellt. Wir haben nicht die geringste Ahnung, warum Gott uns das Leben geschenkt hat, wenn er es uns sowieso wieder wegnimmt, aber einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul, deshalb sollten wir ihm, wenn es ihn gibt, trotz allem dankbar sein.

Was Jesus Christus betrifft, so ist er genauso rätselhaft. Nicht historischer Jesus ODER mythischer Christus, sondern die widerspruchsvolle Einheit beider findet sich in der Bibel, wie das Licht gleichzeitig Welle und Partikel ist. Deshalb bevorzuge ich nicht den Fundamentalismus oder Liberalismus, sondern die dialektische Theologie (Barth, Bonhoeffer). [Macro not allowed in sandbox: comment.link] lohnt sich zu lesen. Jetzt ohne Scheiß.

Nach dem Beleg für "moralinsauer" suche ich noch. Aber ich weiß genau, irgendwo hab ich es gelesen. Außerdem hat Goebbels die deutsche Sprache um die Wörter "Asphaltliterat" und "Intelligenzbestie" "bereichert".


Re: Re: 100% bull


Widerstand und Ergebung lohnt sich zu lesen.

Die Bekennende Kirche. Immer gern genommen, wie die Weiße Rose, der 20. Juli etc. Daß das Stuttgarter Schuldbekenntnis der Bekennenden Kirche teilweise von einer älteren christlichen Loyalitätserklärung zum 50. Geburtstag Hitlers abgeschrieben ist, ist dann schon weniger bekannt. Hätte Bonhoeffer da auch mitgezogen? Kann ich nicht beurteilen. Mutig war er, mutig war auch Stauffenberg. Ändert nichts an der Gesamtbeschissenheit des Christentums, gerade im Zusammenhang mit der Nazizeit. Widerstand und Ergebung? Statt mit den Vorzeigewiderständlern halte ich es lieber mit den Leuten, die heute niemand mehr kennt, ob sie Christen waren oder nicht. BTW: "dialektisch" ist etwas anderes als bloß "widersprüchlich". Und über deinen Mißbrauch naturwissenschaftlicher Terminologie haben Sokal / Bricmont in Eleganter Unsinn das Nötige gesagt. (Man ersetze "Postmoderne" durch "Christliche Theologie").


Re: Re: 100% bull

Sehr interessante Links (von den Edelweißpiraten hatte ich schon gehört, von Dörr noch nicht) - wer zu dieser Thematik schreibt, interessiert sich vielleicht auch für diesen: >%this.link to="www.frauenstadtarchiv.de" "Dresdner Widerstandskämpferinnen"%>, übrigens fast alle Kommunistinnen, praktisch keine Christinnen bis auf die beiden Quäkerinnen Aulhorn und Martens-Edelmann. Die QuäkerInnen habe ich von allen Konfessionen immer am meisten bewundert, schon in "Onkel Toms Hütte", wo sie dauernd diesen leckeren Apfelkuchen backen und flüchtige Sklaven verstecken. Übrigens ist auch die amerikanische Frauenbewegung 1848 von Quäkerinnen gegründet worden.

Was den eleganten Unsinn betrifft, so habe ich mit der Postmoderne nichts zu schaffen, sondern in der sozialistischen Schule gelernt, daß die Gesetze der Dialektik (Einheit und Kampf der Gegensätze, Umschlagen der Quantität in eine neue Qualität usw) in der Natur, der Gesellschaft und auch im Erkenntnisprozeß gelten. Da mir dies einleuchtete und ich bisher keine gegenteiligen Erfahrungen machte, bin ich bei dieser Auffassung geblieben.

Dabei scheint mir, daß in sich widersprüchliche Theorien wie Marxismus oder Christentum der Wirklichkeit mehr entsprechen als in sich logisch stimmige, wie z.B. der Objektivismus von [Macro not allowed in sandbox: comment.link] .

Ich suche immer noch nach dem Beleg für "moralinsauer", irgendwo im Zusammenhang mit den Euthanasiemorden hab ich es gelesen. Es könnte in der Biographie von Pastor Braune gewesen sein, ich konnte sie heute aber nicht finden.


katharina, die gerade in meinem büro mein fahrrad repariert (k:"aus liebe und es ist ganz schlimm für mich"), durfte zwischendurch mal ziemlich über deine abrechnung mit chrismon lachen. ich aber auch. grüße aus köln! leo