Ja, in der Liebe war es wie im Sport
und wie im Krieg war's in der Liebe auch
das Bett, das Schlachtfeld, der Center Court,
ich unterwerf dich mir, so hieß der Brauch.
Zu frühen Zeiten tat man das mit Stil, mit Eleganz und leichter Raffinesse man siegte schweigend und der Gegner fiel ins Bett, ins Grab oder ganz einfach auf die Fresse.
Heut redet man zuviel von der Verführung und macht zuviel Gewese, wenn man siegt, den Todesstoß, den Punktgewinn, die Schönberührung macht man zu öffentlich und man betrügt
einander um die Regeln viel zu laut, wenn man einander zart und hart bekriegt. Der Krieg, der Sport, die Liebe, alles ist versaut, so daß der Sieg am Ende gar nichts wiegt.
Da kommt es hin, wenn man dem Volk erlaubt den edelsten Verrichtungen blöd zuzusehen: Der Krieg, das Spiel, die Liebe, ihres Seins beraubt, da hilft nur noch sich einfach wegzudrehen.
Thomas Brasch, Wer durch mein Leben will, muß durch mein Zimmer, Gedichte, Suhrkamp 2002, S. 128