es
gibt grusligere und nutzlosere jobs. Das sind die Guten. Die dürfen lächeln.
Re: es
Ich weiß nicht, das Lächeln ist schon hart. Auf jeden Fall erinnern mich Bild und Bericht doch an den Todesgarten. Der wiederum daran, dass das öffentliche Interesse an diesen Themen in den letzten Jahren sprunghaft gestiegen scheint (Fernsehserien, Medienberichte etc.) Und der Grund für dieses gestiegene Interesse würde mich interessieren.
ja gut
das gestiegene Medieninteresse. Vielleicht brauchen wir Menschen das. Voyeurismus. Ob jetzt die Römer in die Gladiatorenspiele rannten oder die mittalalterlichen Stadtbewohner zu den Hinrichtungen oder wir Kinofilme anschauen, in denen nur so irgendwelche Körperteile herumsausen. Die Menschheit spinnt und davor graust mir auch. Ja.
Aber die Leute da selbst, die diese Arbeit machen, die können wahrscheinlich diese Arbeit nur dann gut machen, wenn sie nicht allzuviel über die jeweilige Person nachdenken. Wahrscheinlich muss man da eben viel ausblenden können und ein neugieriger Mensch sein. Warum sollen die nicht auch mal lächeln.
Und auch dieser Todesgarten ist gruslig ja, aber man nimmt ja wohl in einer Uni freiwillige Spender. Da finde ich diese Plastinationsausstellung wesentlich bizarrer. Wie bitte soll denn sonst die Forschung etwas über den Tod herausfinden, wenn nicht durch Versuche. An anderen Orten der Welt brauchst du keinen Todesgarten einrichten, du gehst einfach zu den Massengräbern und Schlachtfeldern. Das ist doch viel schlimmer finde ich, die Lust am Morden und Verletzen. Leute wie diese Pathologen können doch zur Aufklärung von Verbrechen beitragen, hofft man wenigstens, und das halte ich für einen sehr wertvollen Job.
Re: es
In der Hinsicht müssen Sie einfach mal einen Bestattungsunternehmer oder eine Intensivstation besuchen, dann merken Sie schnell, dass diese Leute keine Menschen behandeln, sondern Produkte. Das klingt extrem grausam, aber ist vielleicht die einzig wirksame Methode mit der Menschen deratige Nähe zum Tod verarbeiten können...
Vielleichtg ist das auch der Grund warum die Medien darauf abfahren (Wobei die Frage ist: Bestimmt der TV-Junkie das Programm oder bestimmt das Programm die Wünsche des TV-Junkies?): Je mehr wir alle mit Schrecken, Tod, Grauen konfrontiert werden, desto mehr stumpfen wir ab. Irgendwann geht man dann mit "Präventivkriegen", "Terroranschlägen" und ganz "normalen" Unfällen und Morden um wie mit Produkten.
Vielleicht haben wir uns mit den Radikalmedien, die immer tiefer gehen mussten, die immer mehr Schrecken präsentieren müssen (da stimme ich mariong mit dem Voyeurismus zu) soviel Tod ins Haus geholt, dass inzwischen der Wunsch besteht noch mehr davon zu sehen, damit der "Schrecken seinen Schrecken verliert", wenn man genug davon gesehen hat...
Im besten "Die Geister die ich rief"-Stil
Re: es
Jetzt mal die moralischen und implizit religiösen Dinge beiseite - ich denke da eher an die Stimmung vor dem Ausbruch des 1. Weltkriegs. Ein gelangweiltes Bürgertum jammerte pausenlos über Stillstand und schrie nach Stahlbädern so lange, bis sie kamen. Ist dieser Todeskram was ähnliches? (Und nein, ich meine hier keine Parallele zur angeblichen Gefahr des Ausbruchs eines 3. Weltkriegs jetzt mit dem Irak).
Re: es
Ich denke, dieser "Todeskram" ist Teil der üblichen Sensationslust. Ich kann mir so eine Sendung im Fernsehen anschauen, einen Stephen-King-Reißer lesen oder mir als Gaffer beim Unfall auf der Autobahn den Kopf verrenken - das hat m.E. keine neue Qualität.
Re: es
In Verbindung mit Militärischem gab's den "Todeskram" in letzter Zeit ja nicht so oft. Das einzige, was mir da einfällt, ist dieses Poppertreffen im Adlon (Tristesse Royal), wo irgend so ein Dandy über Krieg als Mittel gegen seine Langeweile schwadroniert hat.
Die Forensik hat sich natürlich schon immer mit dem Tod und allem drumrum befasst, und das war seit je interessant für die Leute, diese Mischung aus Crime und Horror. Es gibt eine schöne Reportage von Kisch über ein Leichenschauhaus in Berlin, in dem immer die unidentifizierten Leichen ausgestellt wurden. Da gab es richtige Familienausflüge zum Leichengucken. Das war gruslig und umsonst.
Benecke war übrigens schon mal in der taz auf der "Freibank" von Gabriele Goettle, die das 10mal besser hinkriegt als der Autor von telepolis:
Dort beschreibt er auch seinen Standpunkt gegenüber den Toten (letzter Abschnitt).
Jedes Stadium riecht anders
Danke! Dass die Goettle das besser bringt, ist völlig klar, sie hat ja einen Zug zum Morbiden, den ich an ihr schätze.
Die forensische Entomologie entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, besonders in Frankreich und Deutschland, wo man sich aus unerforschlichen Gründen ganz besonders heftig für Insekten interessierte.
Das ist schon eine seltsame Sache. Diese Achse von Fabre zu Jünger. Ist da was? Hoppla, Google wie immer voll im Trend.