Der Verband deutscher Schriftsteller (VS) in Baden Württemberg hat heute eine Presseerklärung folgenden Inhalts verbreitet:

Europa hat aus den Folgen des 2. Weltkriegs gelernt. Das zeigt die Einstellung der Voelker und der meisten europaeischen Staaten zum Irak-Krieg. Die Haltung der deutschen Bundesregierung muss angesichts des Todes und der Verstuemmelung ungezaehlter Zivilisten noch konsequenter sein. Erforderlich sind aus der Sicht der Schriftstellerinnen und Schriftsteller drastische diplomatische Massnahmen gegenueber Laendern, die voelkerrechtswidrig mit Krieg und militaerischer Gewalt gegen andere Voelker, aber auch gegen das eigene Volk vorgehen. Der Verband deutscher Schriftsteller (VS) in Baden-Wuerttemberg fordert deshalb den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu allen Laendern, die sich am gegenwaertigen Krieg beteiligen. Der VS in Baden-Wuerttemberg wird auf der Bundesdelegiertenkonferenz des Schriftstellerverbands in Wolfenbuettel (28. bis 30. Maerz) beantragen, dass der VS sich bundesweit dieser Forderung anschliesst.

Als Mitglied des VS Baden-Württemberg distanziere ich mich von diesem himmelschreienden Schwachsinn ausdrücklich. Nicht nur haben die europäischen Eliten überhaupt nichts aus den Folgen des 2. Weltkriegs gelernt, sondern verfolgen munter ihre eigene Weltmachtpolitik und sind auch absolut willens und in der Lage, ihre ökonomischen Interessen in der Welt mit Gewalt, Korruption und Stellvertreterkriegen zu verteidigen. Die Friedensheuchelei besonders der deutschen Bundesregierung hat mittlerweile ein Niveau erreicht, das eigentlich nur noch durch die sofortige Selbstheiligsprechung gesteigert werden könnte. Als es Jugoslawien in Stücke zu hauen galt, war die Bundesregierung mehr als willig, im Namen einer neuen deutschen Großmachtpolitik auf dem Balkan militärisch nach dem Rechten zu sehen. Einem durchaus kompatiblen Zweck dient die neugefundene Friedensliebe dieser Regierung: Sie soll Deutschland als ökonomische Führungsmacht des geeinten Europa in eine Position bringen, die in näherer Zukunft eine ernsthafte Konkurrenz mit den USA um geostrategische Hegemonie ermöglicht. Es kann gar nicht oft genug betont werden, dass es hier eben nicht um die Alternative "Krieg" oder "Frieden" geht, sondern um die sich aktuell verschärfende Konkurrenz zweier imperialistischer Blöcke, denen alles am Herzen liegt - außer Frieden. In diesem Zusammenhang ist der Vorschlag des VS-Bundesvorstands, Gerhard Schröder sowie Joschka Fischer den diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels zu verleihen, ein ebenso schlechter Witz wie die oben erwähnte Presseerklärung des VS Baden-Württemberg. Weder der VS-Vorstand in Baden-Württemberg, noch der Bundesvorstand sprechen in meinem Namen. Sie haben ihre Erklärungen ohne Debatte an den Mitgliedern des VS vorbei beschlossen. Ich distanziere mich von ihnen.