Sehr geehrter Herr Hammerschmitt,
ich bin mir nicht sicher, ob Sie die Einladung zu einer Lesung an unsere Universität im Sommer bekommen haben (unser @ vom 26.03.03). Ich wollte Ihnen nur mitteilen, dass sich inzwischen der Autor, den wir vor Ihnen angeschrieben hatten, nach längerer Zeit gemeldet hat, und zwar mit einer Zusage. Es tut mir sehr Leid, aber aus diesem Grund muss ich unsere Einladung zurücknehmen.
Mit freundlichen Grüßen
N.N.
Sehr geehrter Herr N.N.,
vielen Dank für Ihre Ausladung. Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass ich Ihre Einladung nicht erhalten habe. Ich weiß nicht, ob Sie sich der Absurdität Ihres Vorgehens bewußt sind. Sie laden also "vor längerer Zeit" einen Kollegen ein, der bei Ihnen lesen soll. Dieser Kollege meldet sich nicht, und da Sie dringend jemand brauchen, der den "Content", wie man so schön sagt, für den anberaumten Abend beisteuert, formulieren Sie eine Einladung per E-mail an mich, die mich aus irgendwelchen Gründen nicht erreicht. Hier ist erwähnenswert, dass ich meine Mailbox sehr genau im Auge habe und diese Arbeit nicht von den Filtern meines Mailprogramms erledigen lasse. Es ist guter Usus im Kulturbetrieb, solche Dinge auch telefonisch anzugehen. Zumindest aber hätten Sie von der Möglichkeit eines sogenannten "read receipts" Gebrauch machen können, mit Ihrem Mailprogramm N.N. wäre das leicht möglich gewesen. Wie dem auch sei, um das Debakel perfekt zu machen, meldet sich Ihre erste Wahl doch noch, und ich, der ich nichts von einer Einladung weiß, werde wieder ausgeladen - wieder per E-mail, und diese E- mail erreicht mich auch tatsächlich. Können Sie nachvollziehen, was mir angesichts dieses Kabinettstückchens durch den Kopf geht? "Unprofessionalität", "Schlamperei", "Wurschtigkeit" und ähnliche Begriffe fallen mir ein, der Rest ist nicht unbedingt zitierfähig. Ich bitte Sie, in Zukunft von derlei Kapriolen abzusehen.
Grüße,
M. Hammerschmitt
Vielen Leuten
ist nicht klar, daß Email trotz der Schnelligkeit schriftliche Kommunikation ist, sie archiviert und demzufolge auch immer wieder zitiert werden kann und es nebenbei auch eine niedrigere Toleranz gegenüber Stil und Rechtschreibung gibt. Die Laxheit im Umgang mit Mitmenschen ist bei diesem Prof. sicherlich auch am Telefon vorhanden, nur da ist es eben nicht glaubwürdig zitierbar. Die von Ihnen verwendeten Begriffe streifen somit den Kern des Versagens, die soziale Inkompetenz, nur leicht. Ich stoße zwar oft auf Ablehnung meiner These, daß es dann auch nicht weit her sein kann mit der fachlichen Kompetenz, sag es aber trotzdem gerne.
Oberkante Unterlippe
Das kann ich schwer beurteilen. Ich hab nur diese Hemdsärmeligkeit so ungeheuer satt.
googlen Sie mal
wenn Ihnen noch nicht schlecht ist, nach den Veröffentlichungen des Hr. Prof. Wenn er immer noch auf seinem früheren Diplomarbeitsthema hängt...
Lieg ich falsch in meiner Annahme, daß Schriftsteller eigentlich ein relativ hohes Renommee haben? So wegen Bildung und "Mann des Wortes" und so? Ist das nur ein einzelnes A-Loch oder werden Schriftsteller heutzutage so rumgeschubst?
Es gibt Sachverhalte, an die man sich einfach nicht gewöhnen kann. Vor allem dann nicht, wenn es um die eigenen Texte geht.
@seewolf
Anscheinend wird ganz gern rumgeschubst, wie ich auch von prominenteren Kollegen höre. Die Wertschätzung ist zumeist Fassade, oder die Leute stellen uns auf einen derart hohen Sockel, dass sie auf der anderen Seite zum Ausgleich wieder abwerten müssen.
Au Backe! Was für ein Tüffeltoffel! Content-Lieferant, das trifft's schon ganz gut. Auch das mit dem "abwerten müssen". Veranstalter sind manchmal echt unglaubliche Trottel. Letzten Sommer sollte ich am Stadtrand lesen, open air. Kam da hin, sah ein Männeken auf einer Bühne halb im See durch seinen Text rudern, am Ufer ein paar Dutzend Leute am Picheln und Quatschen, paar Hunde am Ficken, zigtausend Mücken am Stechen. Ich hatte keine Lust mehr. Der Veranstalter wollte mir klar machen, dass es ja vor allem eine Frage fehlender Bühnenpräsenz und mangelnder Textqualität sei, wenn sich der Autor da vorn nicht durchsetzen könne. Und ich hätte ja beides ... Was man halt so sagt, wenn man sich partout um Kopf und Kragen schleimen will.
Fickende Hunde
Ich könnt Ihnen Dinger erzählen, könnt ich Ihnen - aber ich will ja auch noch was anderes schreiben als meine kleinen Liebesbriefe an den Kulturbetrieb.
Immer mit Humor, denkt man
Der Typ hat mir übrigens noch geantwortet. Macht der immer so mit Doppeleinladungen, weil Sommerkurs muss ja, nich? Irgendwie wird der Content rangeschafft, egal wie. Fuck you, Mr. N.N.