Neulich ist mir was passiert, das wollt ich noch erzählen. Meine Erzählung "Druckpunkt", in der ndl erschienen, handelt ja von einem Scharfschützen, der an seinem Beruf gescheitert ist. Ich vertraute sie dem Internet an. Kurz darauf trudelte folgende Mail bei mir ein:

hi ich bin ****** und sehr am SEK interessiert. meine mutter brachte mir heute einen ausdruck von "druckpunkt" mit. da ich deinen bericht von deiner zeit beim SEK sehr aufregend fand-nicht zuletzt deine ironie fg. da ich auch gehört habe, dass man, um zum SEK zu kommen, erst einmal eine gewisse zeit lang bei der polizei tätig sein muss grummel ?! nun meine erste frage an dich, ist dann wohl, wie lange ich normalerweise bei der "normalen" polizei arbeiten müsste? und wie es mit der aufnahmeprüfung beim SEK steht? und was man so da bei den jungs verdient? und wie sieht überhaupt der tagesablauf aus? und am schiessen wird es bestimmt auch nicht hapern hoff denn wir haben ein luftgewehr und ich schiesse schon länger damit... ist zwar was ganz anderes als auf 300 meter eine 25cm² scheibe zu treffen ; ) aber ich glaub ein wenig bringt das schon?! und in welchem bundesland warst du überhaupt? denn das ist ja glaub ich von jedem bundesland unterschiedlich ab wieviel jahren etc. man sich da bewerben kann. ich komme jedenfalls aus nrw g. ich würde mich sehr freuen wenn du mir zurück schreiben würdest...!

Wie soll ich meinen Gemütszustand beim Lesen dieser Mail beschreiben? Verblüffung ist nicht ganz der richtige Begriff. Ich war schon eher "flabbergasted", wie der Engländer sagt. Erst zwei Tage später war ich in der Lage, zurückzuschreiben:

Lieber ******,

danke für deine Mail. Sie hat mich aus mehreren Gründen verblüfft und schockiert. Erstens ist "Druckpunkt" kein Bericht über "meine Zeit im SEK", weil ich nie dort war. "Druckpunkt" ist eine rein fiktionale Erzählung; ich kenne nicht einmal einen aktiven Polizisten, geschweige denn Scharfschützen des SEK. Daher kann ich dir auch all deine Sachfragen nicht beantworten. Zweitens aber, und das ist mir viel wichtiger, habe ich die Hauptperson und ihr Verhalten in "Druckpunkt" doch wohl nicht als nachahmenswert beschrieben. Sie ist ein entsetzlicher Mensch, vielleicht nicht ganz und gar und vielleicht nicht aus eigenem Verschulden, aber doch so klar und deutlich, daß man das kaum übersehen kann. Ist dir das wirklich entgangen, wie leer und völlig ohne Orientierung dieser Mann in der Welt steht? Das einzige, worauf er stolz sein kann, ist, daß er einmal ein guter Schütze war. Soll das etwa für ein Menschenleben ausreichen? Versteh mich nicht falsch: Deine Faszination am Schießen kann ich ansatzweise nachvollziehen (sonst hätte ich auch den Scharfschützen nicht so glaubwürdig darstellen können), aber es ist doch wohl kaum zu übersehen in welche moralischen Zwickmühlen der Scharfschütze in "Druckpunkt" durch seinen Beruf geraten ist. Ich kann nur hoffen, daß du dir deinen Berufswunsch noch einmal gut überlegst.

Ob es wohl gefruchtet hat?






gack

Beinhart, das. Also, mir hat meine Mutter seinerzeit von der Arbeit vielleicht mal ein Eis mitgebracht, aber keine Scharfschützengeschichten. Tsts... Dieses Internet.


Das Beinhärteste

Die Mail kam etwa eine Woche nach Erfurt rein. Unsere jungen Schützen hierzulande. Mit der Mutti hätte ich auch gerne mal ein Schwätzchen gehalten.


Unfassbar

Obwohl, ich hab' ja irgendwo auf meiner Site noch so eine Rezeptsite-Verarschung namens "Kochen mit Drogen" stehen. Da kamen auch immer "Besucher" von Polizei-Servern...