Dort begann ich mich zu wehren und zu schreien.






Ohne jetzt die Abschiebepraxis

in toto gutheißen zu wollen: Der Interviewte behauptet weder, selber politisch verfolgt worden zu sein, noch einen Asylantrag überhaupt gestellt zu haben. Einmal sagt er, dass er in der Elfenbeinküste keine Arbeit gefunden habe, dann, dass er sich an Streiks beteiligt habe.


Ja. Er hat keine amtliche Bestätigung der Behörden seines Landes dabei gehabt, ein politisch Verfolgter zu sein (DIN 53 - 38102347 C, Anlage P).


Er

hat es im Interview noch nicht einmal behauptet.


Ja und?


Ich habe den Eindruck,

dass jungle-world es als Unrecht empfindet und auch als solches darstellen will, dass der Interviewte abgeschoben werden soll. Die journalistische Pflicht zur kritischen Nachfrage, die m.E. auch gegenüber Abschiebehäftilngen besteht, wird vernachlässigt. Es könnte insbesondere die Frage aufgeworfen werden, ob die große Zahl von nicht-verfolgten Einwanderen, zu der nach allem, was mitgeteilt wird, auch der Interviewte gehört, nicht auch eine gewisse Verantwortung dafür trägt, dass tatsächlich Verfolgte manchmal zu Unrecht kein Asyl erhalten.


Sie begreifen nichts. Hören Sie doch auf, den Jungle World-Interviewer mit der Einwanderertriage zu belasten, die Ihnen offenbar so am Herzen liegt. "Aber Politik und Wirtschaft sind nicht zu trennen, sie gehören zusammen." Vollkommen richtig, nur den kleinen Nusshirnen und Uhrwerkherzen von deutschen Beamten nicht verständlich.


Wie wäre es, wenn Sie versuchen würden, es mir zu erklären?


Erklären Sie es sich selbst, es wäre Ihnen ein Vorteil. Stichworte "Legalismus", "Bürokratie", "Rassismus".


Mein von Ihren Stichworten ausgehender Erklärungsversuch

führt mich zu der Vermutung, dass Sie etwas gegen Beamte haben, die sich an die Gesetze halten. Angesichts der schrecklichen Verbrechen, die durch deutsche Beamte ermöglicht wurden, die sich nicht an Gesetze hielten, sondern sich stattdessen vermeintlich höheren Werten verpflichtet fühlten, und meiner Unkenntnis, was Sie an die Stelle des Legalismus setzen wollen, versage ich mir die Fortführung des Diskurses.


Gestatten Sie mir an dieser Stelle, trotz Ihres Nichtfortführenwollens, die Einmischung, und die Erinnerung, dass, welche "schrecklichen Verbrechen" Sie auch immer da meinen, die schrecklichsten Verbrechen deutscher Geschichte immer noch von deutschen Beamten begangen wurden, die Gesetze ausführten, und indem sie diese Gesetze ausführten. Ein heutiger deutscher Beamter, der beteiligt ist an einer noch so gesetzeskonformen Abschiebung eines Menschen, dessen körperliche oder geistige Unversehrtheit, gleich ob durch Verfolgung oder Armut, im Zielstaat gefährdet ist, macht sich, wie auch der Staat, der die Gesetze erlässt, ohne aber auch nur den geringsten Zweifel der Beihilfe schuldig. Und wenn Sie sich - auch unter den gegebenen Bedingungen einer dem Götzen Marktwirtschaft verpflichteten, zutiefst autoritären Scheindemokratie - wirklich nicht im Geringsten Abhilfe für die institutionalisierte Menschenverachtung von Abschiebegesetzgebung und -praxis vorstellen können, dann ist das ganz sicher nicht das Problem desjenigen, der diese kritisiert.


@ demondriver

Ich meinte die die Ermordung von Millionen Juden, Kranken und Angehörigen aller möglichen anderen Bevölkerungsgruppen. Diese verstießen nämlich gegen die damals geltenden Gesetze.

Und welche Verbrechen meinen Sie, die in Ausführung und Übereinstimmung mit der Gesetzeslage ergingen? (Es gab solche zweifellos, etwa die Auflösung von Ehen zwischen Juden und Nicht-Juden. Meines Erachtens sind diese aber eindeutig weniger schrecklich als die von mir zuerst genannten.)


"Weniger schrecklich". Eine sehr putzige Zusammenfassung der Nürnberger Rassengesetze. Wenn Sie schon dauernd über Spiegel Online und andere Medienprodukte herziehen, so sollten Sie jetzt mal Ihr eigenes Posting nochmal lesen und in sich gehen. Und schweigen. Lange.


Ich wundere mich, dass es Ihnen nicht um Auseinandersetzung geht, sondern darum, mich zum Schweigen zu bringen. Wenn Sie der Auffasung sind, dass rassistische Eheverbote und -auflösungen schrecklicher oder genauso schrecklich sind wie die Ermordung von Millionen von Menschen, können Sie diese Meinung doch begründen und mit mir darüber diskutieren.


@ghack

Nützt nichts. Begreift halt nicht, dass Auschwitz und geltendes Recht zusammengehörten. Begreift nicht, dass der millionenfache Mord zwar dem Buchstaben einzelner damals geltender Gesetze widersprochen haben mag, aber dem allgemeinen Geist geltenden Rechts, wie den von dir benannten Nürnberger Gesetzen, vollkommen entsprach, weswegen vollkommen gesetzestreue Beamte dazu angehalten werden konnten, beides, Geist und Buchstaben des einzigen Gesetzes, auf das es ankam, bis ins Kleinste einzuhalten. Was sie bis auf Ausnahmen auch taten. Und was sie wieder tun würden.


Jetzt wird es meines Erachtens spannend

Was war denn, das "einzige Gesetzes, auf das es ankam"? Und woraus ergab sich, dass es auf die anderen Gesetze - zumindest auf deren Buchstaben - nicht ankam?


Nein. Das hier ist kein Geschichtsunterricht in der Klippschule. Oder das Usenet. Es gibt exzellente Literatur zur Nazizeit, die Ihnen weiterhilft. So long.