Die Müdigkeit, die sich einstellt, wenn ich so was lese. Das Herausschneiden von ein paar Gewaltszenen aus einem Film ist also mit Nazi-Folter zu vergleichen. Ach ja.






Ich fragte mich auch, was der Vergleich soll. Immerhin wird ja nicht direkt mit Nazi-Folter verglichen, sondern mit deren filmischer Darstellung, so dass ein gewisser Bezug... naja, nein, es ist einfach Blödsinn.


ehrlich gesagt:

vergewaltigungszenen und alles mit augen und zaehnen kann gerne grundsaetzlich verboten werden.


Du möchtest Buñuels "Andalusischen Hund" (das Auge!) verbieten?


naja,

ich kann selbstzensur, ich sehe nicht hin.


Buñuel

hat in den 20 er Jahren aber nicht das Interesse eines Massenpublikums an Sadismus und Perversion bedienen wollen um damit Geld zu verdienen.


Dalí aber schon so ein bisschen.

Selbstzensur find ick jut. Haha. Mach ick auch immer so. Hat so was differenziertes.


Ich habe das anders verstanden: Der Zahnarzt aus dem "Marathon Mann" stellt hier bloss den Massstab dar, für die Wichtigkeit von Gewaltszenen, gemessen als das, woran man sich erinnert. Dabei widerlegt der Autor sich gleich selbst mit dem Kalauer von den gezogenen Zähnen, weil im "Marathon Mann" gebohrt wird. Und der Zahnarzt wird ja deswegen erinnert, weil wir ihn alle fürchten.


Nein. Der Autor fühlt sich, wie aus der Einleitung und den beiden letzten Sätzen glasklar hervorgeht, durch die Aktionen der FSK an die Folter Babingtons durch Dr. Szell erinnert. Oder er tut für einen billigen Artikelaufriß wenigstens so.


Moin. Hab den Film grad gesehen. Mir will scheinen, dem Autor kam eine Szene in The Punisher als Zitat der Zahnszene vor. Das betreffende Stück ist auch eine Folterszene, die statt Zähnen, Piercings verwendet. Und das Ganze ist recht stark geschnitten. Dass der Autor deshalb von "entzahnen" durch die FSK spricht ist ziemlich dämlich. Artikelaufriss. Ja.


Tach

Hallo,

Das Bild mag dämlich und schief sein. Vielleicht ist es auch ein Artikelaufriss (ganz sicher ist es, der Artikel beginnt ja so).

Ich (Hallo, ich bin "der Autor"!) vergleiche dabei aber keineswegs "Nazi-Folter" mit dem Kürzen von Filmen. Sowas käme mir nicht in den Sinn. Sowas wäre, in jedweder Hinsicht, Unfug. Deswegen ist es mir auch wichtig, hier mich zu äußern.

Es geht um das Bild selbst: Es geht um das Entzahnen. Man nimmt den Biss. Der Punisher kann nicht mehr zubeißen, die Zähne wurden enfternt. Dass der Arzt aus dieser Szene in Marathon Mann Ex-Kz-Arzt ist, erwähne ich, um die Szene an sich zu beschreiben und zu erläutern (dass mir dabei ein Fehler unterlaufen ist - die Folter besteht im Film aus Bohren, nicht aus Zähneziehen - räume ich ein, auch andernorts habe ich das schon getan), ist für mich dabei aber nicht das tragende Element des Absatzes, auch nicht des Bildes selbst. Es geht um das kalte Entfernen, nicht um die Person dahinter. Das Bild wurde gewählt, weil es stark ist, weil sich die Drastik einprägt. Das mag zuwenig rübergekommen sein, gebe ich zu. Es mag, wie gesagt, dämlich oder schief sein - das überlasse ich jedem selbst. Mir drängte es sich auf, auch wenn kein direkter Bezug da ist: Deswegen schrieb ich auch: "Man fühlt sich ein wenig..." - bei aller Müdigkeit, die sich offenbar schon bei der Lektüre des ersten Absatzes einstellte, bitte ich, diese Relativierung als solche zu erkennen.

Über das nicht autorisierte Entfernen(lassen) von Gewaltszenen oder aber über die Schaffung einer Situation, in der sich der Verleih letztlich dazu genötigt sieht, an das Werk Hand anzulegen, mag man gewiss geteilter Meinung sein, auch über die Notwendigkeit der Berichterstattung darüber. Grundsätzlich denke ich mir aber, dass da Aufklärungs-, zumindest aber Diskussionsbedarf besteht. Ein Artikel scheint mir dazu das probate Mittel zu sein. Wer sich davon ermüdet zeigt, kann ja gerne darüber hinwegsehen, wie auch der, der Probleme mit Darstellung von gewalt in Filmen hat, die freie Entscheidung haben muss, sich das anzusehen oder nicht (wie auch diejenigen, die dahingehend weniger Berührungsängste haben, diese freie Entscheidung haben müssten).

Grüße, Thomas

PS: @Tristan, die Szene mit den Piercings war auch in der (ungeschnittenen) Pressevorführung nur vage. dem Vernehmen nach wurde sie belassen.


Jetzt könnte ich anführen, dass du das Bild des Entzahnens jederzeit ohne die Szene aus dem Marathon Man hättest benutzen können (und ganz ohne Risiko, dich später über Ziehen und Bohren streiten zu müssen), könnte darstellen, wie deine eigene Distanz ("man fühlt sich ein wenig erinnert") zu deinem eigenen Vergleich zwischen FSK und Dr. Szell je geringer wird, je länger du ihn benutzt, bis sie zum Schluss vollkommen verschwunden ist und der Folterarzt und die FSK in eins gefallen sind. Ich könnte darstellen, dass diese Art "Intertextualität" dein Anliegen beschädigt, über willkürliche Eingriffe in einen Film zu informieren. Ich könnte meine Ansicht äußern, dass das im Fall des Punishers eigentlich egal ist, weil es mit "Zensur" und ohne ein blöder Film ist, ich könnte labern, bis hier der Putz von der Wand bröckelt. Ich könnte all das sogar im Telepolis-Forum tun, um mich wieder nach meiner Mossad-Mitgliedsnummer fragen lassen zu müssen (nicht von dir, du weißt, welche Spezialisten ich meine), und flames zu produzieren, bis man mit all der heißen Luft Hühnchen braten kann. Und was würde das bringen (abgesehen von ein paar crossen Hühnerschenkeln)? Du würdest dich wahrscheinlich verteidigen, würdest sagen, dass das alles gar nicht stimmt, und etliche Kalorien und kWh später wäre alles beim Alten. Bei mir: Ermüdung - und nein, ich kann nicht "dran vorbeisehen", weil die Art des Vergleichs, mit der du deinen Artikel belastest, buchstäblich überall vorkommt, und zwar vor allem in Bezug auf die echten Dr. Szells. Nix für ungut, man liest sich.


Das kann ich so stehen lassen, auch wenn ich es schade finde, dass Du Dich in dieser Debatte auf meine, wie ich hoffe, recht sachliche Replik, mittels des vorausahnenden Konjunktivs auf eine vermeintlich alles überblickende Meta-Ebene katapultierst, in der Du das Gegenargument nicht ausfährst, es aber auch nicht unausgesprochen lässt (Edit: und mir damit implizit den schwarzen Peter zuschiebst, wenn Du die Diskussion mti nunmehr vielen offenen Enden "nix für ungut" beendest, ich aber dennoch mich eigentlich dazu genötigt sehen müsste, einige Mutmaßungen aus der Welt zu streichen).

Mir liegt nichts daran, zu flamen, oder rechthaberisch auf meinen Standpunkt zu pochen. Solcher Art des Diskutierens bin ich selber überdrüssig. Da sind wir weitgehend ähnlich müde.

Dass wir in den Möllemännern, Walsers und Mossad-Argwöhnern einen gemeinsamen Feind haben, möchte ich abschließend noch unterstreichen.

Grüße, Thomas


Yo.


Yo.

Für's Protokoll und die Nachvollziehbarkeit der Hinweis, dass mein Edit und das Yo sich überschnitten haben. :)