Mein erster Apple. Okay, nicht mein erster, ich hatte seinerzeit schon mit einem IIc und einem Macintosh SE zu tun, aber sie gehörten mir nicht.
What can I say? Ich war ja neugierig geworden auf das MP 2100 durch die Recherchen zu einem Artikel, zu dem mich eine Story bei etc.pp angeregt hat. Das meiste, was man im Netz über die Maschine liest, ist wahr. Die Handschrifterkennung rockt ernsthaft. Das will bei meiner Handschrift was heißen - natürlich muss ich dem Gerät entgegenkommen, aber im Traum nicht so weit wie einem Palm. Man kann einen Brief auf diesem Ding nur mit dem Stift schreiben, und sich nachher noch wohl fühlen. Es gibt Leute, die behaupten, damit ohne Tastatur Romane geschrieben zu haben, das kann wohl sein, ich würde es nicht probieren. Das Betriebssystem ist wirklich erstaunlich. Vom Clipboard-Management über die Assistfunktion bis zur automatischen Einbindung von eingesteckten Zusatzkarten (2 PCMCIA-Steckplätze älterer Machart) - ich bin gerade erst dabei, mich kundig zu machen, aber hier haben sich ziemlich kluge Interface-Checker ziemlich erfolgreich Gedanken gemacht. Ich meine, man schreibt z.B. in irgend einem Programm folgendes: "Termin morgen 11.00 Anruf Lorenz", markiert, führt einen Assist durch, und der Newton ordnet den Termin zuverlässig ein. Dann kommt zur vorbestimmten Zeit der Alarm, man macht in ähnlicher Weise einen Assist zu "Anruf Lorenz", der Newton sucht die Nummer aus dem Adressbuch raus, und man kann ihn mit zwei Stiftaktionen diese Nummer auch per Lautsprecher und Tonwahl wählen lassen - wir sprechen hier von einem Gerät, das 1998 aufgegeben wurde (wofür man Steve Jobs den Hintern versohlen sollte). Von solchen Scherzen ist das Betriebssystem voll; wie gesagt, ich stehe am Anfang. Kontakt zum Internet über ein Kartenmodem funktioniert bei mir problemlos, es gibt tatsächlich Leute, die mit dem Newton WLAN-Karten zum Laufen bringen.
Ein paar Worte zur Energieversorgung. Man kann den Newton 2100 sowohl mit den beiliegenden Akkupacks als auch mit einfachen Mignonbatterien sowie AA-Akkus betreiben (dazu bedarf es eines sog. Batteriehalters, wer damit liebäugelt, sich einen Newton 2100 anzuschaffen, sollte unbedingt darauf achten, dass dieser Batteriehalter zum Lieferumfang gehört). Mit vier 2300 mAH-Akkus habe ich ihn jetzt über 10 Stunden in Gebrauch, und bin bei 50% Batteriekapazität. Mein Palm IIIc schafft gerade mal vier Stunden Dauerbetrieb, wenn er gut gelaunt ist.
Wir haben beim Newton natürlich auch Tonaufzeichnung ab Werk, in drei verschiedenen Qualitätsstufen, man kann ihn als E-Book-Reader benutzen, es gibt Zusatzsoftware für alle möglichen Anwendungsgebiete, mehr als man gebrauchen kann. Die Synchronisation mit meinem Win98SE-Notebook ist weitgehend problemlos, wenn auch, das muss zugegeben werden, nicht so einfach wie mit einem Palm. Aber hey, ein kleines Ritual bei der Datenübertragung, das hat doch auch was. Man kann RTF-Dateien zwischen Newton und PC hin- und herschieben, das macht die Word-Kompatibilität einfach (auch hier beim Kauf darauf achten, dass das passende Kabel beiliegt und ein Dongle, der für den Anschluss des Kabels an den sog. Interconnect-Port des Newton notwendig ist). Der Newton ist definitiv kunstgeeignet:
Das große Manko in meinen Augen: Der Bildschirm. Kontrastarm, sehr heikel, was das Umgebungslicht angeht, tendiert schon bei leichter Erwärmung infolge direkter Sonneneinstrahlung dazu, sich einzuschwärzen. Wenn man die Hintergrundbeleuchtung einschaltet, fängt das Gerät auf eine sehr störende Art zu summen an, ganz davon zu schweigen, dass die Hintergrundbeleuchtung der meisten Newtons, die man noch gebraucht kaufen kann, ihre Halbwertszeit längst überschritten haben dürften (verliert bei häufigem Gebrauch schnell an Helligkeit, bis zur totalen Nutzlosigkeit).
Für einen Pluspunkt halte ich übrigens Größe und Gewicht. Mit dem Newton in der Hand denkt man sofort an ein wirkliches Notizbuch, wg. der guten Handschrifterkennung ist das Gefühl, in ein Buch zu schreiben, unmittelbar präsent. Passt nicht in eine Hemdtasche. Ich würde nie auf die Idee kommen, meinen Organizer in die Hemdtasche zu tun.
Fazit: Ich bin dabei, umzusteigen. Von einem veralteten PDA auf einen noch älteren. Der so viel Spaß macht, dass ich seine Nachteile in Kauf nehme. Und Steve Jobs sollte wirklich der Hintern versohlt werden.
Haben Sie schon einen Namen für das Gerät? Ich würde ihn Leibniz nennen.
Das ist, bedenkt man die komplexe Beziehung zwischen Newton und Leibniz, eine ausgezeichnete Idee. Ich tendiere allerdings moderner. Hertz oder Maxwell, was meinen Sie?
Wow.
Ich hatte mal ein MessagePad 100 ausprobiert. Das ist aber schon sehr lange her. Das war kaum benutzbar, der Bildschirm miserabel. Und unglaublich teuer. Ein Freund von mir hat aber auch das 2000 inklusive Tastatur und schwärmt dafür. Scheint viel besser zu sein. Mir wäre es zu gross.
Wie gesagt, für mich ein Plus, und mal ehrlich: der Geek-Faktor ist doch um Größenordnungen derber. Mit dem Teil durch den Supermarkt zu gehen und die Einkaufs-Checkliste abzuarbeiten (intelligente Checklisten sind auch so ein schönes eingebautes Feature), das bringt den Marktleiter auf Touren, denn er denkt gleich: das Qualitätsmanagement ist da.
Stimmt. Eignet sich auch bestens als Accessoire für den Zusatzjob als ÖPNV-Kontrolleurs-Impersonator.
"Hier steht aber, dass Ihre Jahreskarte am 3.8. ausgelaufen ist und nicht verlängert wurde." Nein, die Fahrgäste sind ja schon genug terrorisiert.
Kürzlich hier in der U2: "Guten Tag. Ihre Fahrkarten ... möchte ich nicht sehen, sondern Ihnen den neuen Strassenfeger verkaufen. 1 Euro geht an...". Alle hatten ihre Hände schon an den Taschen, keiner hat dann gekauft...