Weil mir auch dieses Missverständnis neulich wieder begegnet ist – nein, meine Freunde, Gedichte sind keine verkürzten Geschichten. Geschichten brauchen Strecke und Dauer, das Entscheidende am Gedicht braucht Geschwindigkeit. Im Bild findet ein Umschlag von Quantität in Qualität statt, die erzeugte Unmittelbarkeit ist – und ist nur – momentan. Daher kann ein gutes Gedicht wirken, bevor es verstanden wird. Daher die angenehme Nähe zur Fotografie und die unangenehme zu Propaganda und Werbung. Die Entstehung eines Gewitters ist eine Geschichte, ein Blitz ist keine. Dem Gedicht muss man misstrauen, epischer Dichtung aber noch mehr.

Songs/Lieder sind keine vertonten Gedichte.