Dit is Berlin. Hinfahrt eigentlich unspektakulär, arbeitete vielleicht überflüssig hart an meinen Artikeln.

Die entzückende Asiatin, die im Zug Brezeln und Süßigkeiten verkaufte, wie hübsch und freundlich. Hätte ihr noch mehr als bloß so eine blöde Brezel abkaufen sollen, um sie ein wenig länger bei mir zu haben.

Abends das Vortreffen mit den anderen Bloggern und Nichtbloggern, sehr schön. Bov und Marlen hatten gekocht, überhaupt ihre wunderbare Gastfreundlichkeit - ich schlafe in ihrem Bett, während sie die Matratze in der Küche nehmen, kriege den Wohnungsschlüssel und alles, fühle mich willkommen. Die anderen abends alle sehr nett, verständige Leute über 30. Alles sehr schön, auch beim Frühstück am anderen Morgen, wobei ich natürlich wie immer hätte entspannter sein können.

Blogmich: eine Enttäuschung. Der Ausweichraum, den Bastian und TypO glücklicherweise gefunden haben, ist zu groß, zu kalt und zu ab vom Schuss, um viel Spaß aufkommen zu lassen. Die Gespräche bleiben holprig, ich kann mich nicht richtig eingrooven. Fühle mich bald in der üblichen Party-Zwickmühle: zwischen dem Wunsch, "bei meinen Leuten" zu bleiben und der eingebildeten Verpflichtung, mit den anderen, den neuen, denen, die ich eigentlich hier treffen will, Gespräche zu unterhalten. Nicht richtig unangenehm, aber ein wenig verzwungen, das Ganze. Das Wetter tut ein Übriges, man kann nicht raus aus der Lagerhalle, um sich ein wenig an die Spree zu setzen, mit Getränk in der Hand und Sonne im Herzen, so wie ich mir das vorgestellt hatte. Also ein wenig beklommenes Herumstehen in der Halle, ein wenig Konversation hier und da, Suche nach gemeinsamen Themen, man ahnt schon, dass das keine Fortsetzung finden wird. Meine kurze Lesung mit Tristan wird schwierig, weil die Akustik in der riesigen Halle nicht stimmt und nicht stimmen kann, das Layout der Veranstaltung lässt keine Konzentration zu, weil das Buffet im Raum ist, natürlich wird bei der Lesung gequatscht, wie könnte man auch erwarten, dass die Leute sich einer stundenlangen Zwangsbeschallung ruhig aussetzen, so war's nicht gedacht und so kommt es auch nicht. Bin mit den falschen Texten da, hatte mir einen Kontrast von ihnen erhofft, unter den Umständen wirkungslos.

Gehe spazieren. Die Oberbaumbrücke ist in der Nähe, und ich will mich an den Platz stellen, an dem Kramer in Polyplay von einem Polizistenkollegen angesprochen wird. Als ich dort bin: Flirren des Moments. Ich weiß nicht mehr, ob ich schon einmal bei einem früheren Besuch an diesem Ort war, oder ob ich ihn nur aus den Recherchen zu dem Buch kenne. Beides ist gleich möglich, gleich wahrscheinlich. Als ich zurückkomme, erlöst mich die Idee, ich könnte mit einigen Leuten weggehen in eine Kneipe und dort weiterreden, wirklich reden, eigentlich wie am Abend vorher bei Bov und Marlen. Ich wandere umher und frage die Freunde, ob sie Lust haben, mitzukommen, fühle mich dabei schuldig, spalte aber weiter, weil ich wirklich nicht bleiben will. Hin und Her, Gewarte und Gestarte, am Ende sind wir zu siebt oder zu acht, Tristan führt uns zu einer Friedrichshainer Kneipe und obwohl dort, an diesem Abend das Gesamtwerk von Nirvana zur musikalischen Untermalung (resp. Überbrüllung) angeboten wird, entwickelt sich der Abend dann noch sehr angenehm. Bov bemerkt, dass wir beide die einzigen Westdeutschen sind, wir reden über Westen und Osten, kann ich ja immer was mit anfangen. T., ein Freund Bovs, erweist sich als ausgemachter Science-Fiction-Fan, von daher auch schöne Anknüpfungspunkte. Das Ganze geht bis zwei, dann ab nach Hause.

Schlaf gut, aber viel zu kurz, morgens problem- und nazifreie Fahrt zum Bahnhof, vom Bahnhof Zoo komme ich gut weg, denn im Bahnhof Zoo kenne ich mich aus.

In der westdeutschen Großstadt besuche ich meinen Bruder, der mein Bruder ist. Essen beim Italiener, danach in eine Bar namens Bastard, danach ins Kino. "xXx2", ein unsagbar schlechter Film, an dem wir beide unseren Spaß haben. Alle fünf Minuten schauen wir uns im Dunkeln an, und fragen uns, wie so eine Scheiße überhaupt auf die Leinwand kommen kann.

Die Nacht ist ok, am Morgen ist mein Bruder noch da, wir verabschieden uns ein zweites Mal. Fotografiere noch ein wenig in seiner Wohnung, die schöne Motive bietet. Finde auf der Anlage eine CD, die ich ihm geschenkt habe, auch die "Best Of" der Eurythmics, denke mit einem Gefühl wie Wehmut an meine Reisen, an meine Kopenhagen-Berlin-Westdeutsche Großstadt-Saarland-Bremen-Tour, die andauert und erst Anfang Juni endet. Die fremden Wohnungen, die Fahrpläne, das Schreiben in Zügen, Bahnhöfen und anderen transitorischen Orten, die Überblendungen, die leichten Unsicherheiten, wo ich eigentlich gerade bin - gefällt mir, auch mit seinen melancholischen Aspekten. Was würde ich lieber machen, wo würde ich lieber sein? Eigentlich nichts, eigentlich nirgendwo anders.

Der ICE3 ist schon sehr wie ein Flugzeug. Ein von Schienen geführtes Flugzeug. Natürlich wäre der Transrapid der nächste zwingende Schritt aus technologieteleologischer Sicht. Aber er ist es nicht. Solche Diskontinuitäten, solche Brüche in der Logik der Entwicklung interessieren mich.

Zuhause im Briefkasten: Eine Absage und ein Buchvertrag. La vie!

[Ein ganz großer Dank an mama, TypO und die anderen, die blogmich möglich gemacht haben. Das da oben klingt vielleicht so, als würde ich bei einer Neuauflage nicht wiederkommen. Stimmt nicht. Das nächste Mal bringe ich ein wenig mehr Geduld und wärmere Klamotten mit.]











Sie leben!



Auch die Sex Pistols waren da. Und supergut drauf!



Poet!











Wahrscheinlich kein Trost für Sie

aber es hat sich noch warm gelaufen, hat bloß eben gedauert...


Dachte ich mir nachher auch. War einfach zu früh da, und dann nicht geduldig genug.


Mit zunehmender Länge der Teilnehmerliste wurde ich immer skeptischer. Trotzdem wäre ich gerne dabei gewesen. Gibt noch ein paar Leute, die ich unbedingt mal treffen möchte.


Die Vielzahl der Leute fand ich ja gut, vor allem, dass die meisten auch wirklich kamen. Hat man doch eher selten.


Ja, genau deshalb blieben bei mir auch diese Unzufriedenheiten (obwohl ich die Veranstaltung sehr mochte): Weil ich genau wusste, dass sich einige Leute die ich sehr mag dort nicht wohl fühlten.


Du weißt hoffentlich, dass ich dich dafür bewundere, wie du das durchgezogen hast?


Nicht ich alleine. Ich alleine hätte das nie durchgezogen.


Schon klar. Aber ohne dich hätte blogmich05 gar nicht stattgefunden.


Und natürlich, das Buch, das seewolf mir mitgebracht hat: Claus Ritter, Start nach Utopolis. Ganz große Zukunftskritik aus dem Sozialismus der Vergangenheit. Super! Und die DVD von Arthur Ganson, die Bov und Marlen mir geschenkt haben - Paul und ich saßen mit dauerhaft heruntergeklappter Kinnlade davor (ich hab da noch einen Link für dich, Bov). Und all das andere.


Danke für den Link! Kannte ich "natürlich", es ist ja eben dieses MIT-Museum, und die Webseiten zu Ganson sind ziemlich spärlich, leider. Auch sehr toll ist das da: Thinkapalooza. Da hätte Paul wahrscheinlich Schwierigkeiten, Dich wieder wegzubekommen. Oder andersrum. Sehe grade, dass da ja ständig neue Sachen gezeigt werden. Hach!


Genau, hach. Den Ganson-Link fand ich besonders wegen der Möwenmaschine gut, die ja auf der DVD nicht drauf ist, glaube ich. Die unglaublichste Maschine bis jetzt (hab noch nicht alle gesehen): Dieser elektrisch getriebene Zahnradexzess mit einer zehnfachen Übersetzung von 50:1, dessen erstes Rad 2 Billionen Jahre gekurbelt werden muss, bis das letzte sich überhaupt bewegt. Da können die sich mal ne Scheibe abschneiden.


Das Zahnraddings, ja. Da kann man lang drüber grübeln. Die Möwenmaschine heißt auf der DVD, glaub ich, "Machine with 23 Scraps of Paper".


Ok, dann ist sie doch drauf. Ha!