Die oft gehörte These, links und rechts seien nicht mehr erkennbar, nicht mehr unterscheidbar und daher auch nicht mehr wichtig, ist selbst ein Teil des Problems. In Wirklichkeit stellt sich immer klarer heraus, was rechts und was links ist. Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Antisemitismus, Islamhass (und Islamismus), autoritäre politische Phantasien (Führerkult, pyramidale Gesellschaftsordnung), angebliche Rückbesinnung auf „konservative Werte“, Ablehnung alles Fremden, patriarchale Familienbilder, organisierte Homophobie, Nationalismus und Verleugnung der historischen und aktuellen deutschen Schuld, Glorifizierung des Kapitalismus, Leugnung seiner ökologischen Folgen, toxische Männlichkeit und tradierte Geschlechterbilder: Alles nichts Neues und alles rechts, auch und gerade dort, wo es den Extremismus der Mitte beschreibt, und natürlich auch dort, wo es in der einen oder anderen Form bei Leuten auftaucht, die von sich behaupten, links oder „liberal“ zu sein. Sei es nun in dem dummen Geschwätz einer Judith Butler oder einer Hannah Arendt, in der Fahnenschwenkerei des „Jugendwiderstands“, bei „Tierrechtlern“ usw.
Links ist da, wo es um Befreiung geht. Befreiung aus den verschiedensten Zwangs- und Abhängigkeitssystemen, seien die wirtschaftlicher, politischer, religiöser, sexueller oder sonstiger Art. "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" ist so links wie es "Einigkeit und Recht und Freiheit" nie war. Linke wünschen sich einen technischen Fortschritt, der nicht kapitalistischer Ausbeutung dient, erkennen an, dass die Unterschiedlichkeit von Menschen und Kulturen nichts an der Forderung nach Gleichberechtigung ändert, verstehen, dass der Kapitalismus nicht heile gemacht werden kann, lassen sich nicht über die menschenfeindlichen Aspekte des Islam täuschen, wissen, dass der Mann als Bild des Menschen ausgedient hat, begreifen, dass Auschwitz nie weggeht, dass Kultur ohne Kritik nur Kitsch und Dekoration ist, lehnen Nation und Rasse als mörderische Illusionen ab, halten die Hoffnung wach, dass es nicht das letzte Wort ist, wenn gesagt wird: „Die Menschheit ist halt so.“ Das alles ist links, auch wenn es in Zusammenhängen und Milieus auftaucht, die sich selbst nicht als links verstehen, so zum Beispiel in Abschnitten des Grundgesetzes, bei kirchlichen Flüchtlingshelfern, bei Fraktionen von Fridays for Future, bei Bürgern, denen der Antifaschismus völlig klar ist, usw.
Nur ein paar Beispiele für linkes Handeln und Denken:
- Der Berliner Mietendeckel
- Streiks und Insubordination zur Aufrechterhaltung sozialer Errungenschaften (Frankreich, Chile)
- Kritik am Kinderkopftuch (z.B. à la TERRE DES FEMMES) und Aufdeckung islamistischer Netzwerke in der Gesellschaft
- Solidarität mit Israel (einzige Demokratie im Nahen Osten)
- Die spontanen Demos angesichts der Schweinerei in Thüringen
- Aufklärung über medizinische Scharlatanerie und Esoterik
- Humanistische Religions- und Kirchenkritik
- Polio-Impfkampagnen in Afghanistan und die Impfpflicht gegen Masern hier
- Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer
Es ist sehr wohl erkennbar, was links und was rechts ist. Man muss halt hinschauen. Wir brauchen keine Begriffshuberei und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für Sophisten. Wir brauchen Ideologiekritik und Solidarität.