Zum Appell von Till Brönner: "Das Land der Dichter und Denker" – wie mit den Rechten gerade von Dichtern und Denkern umgegangen wird, hat man seinerzeit sehr gut anhand der Debatte um die sogenannte "Verlegerbeteiligung" an den Ausschüttungen der VG Wort sehen können (vgl. meinen Artikel "Nach der letzten Instanz", erschienen in Konkret 7/2016). Die Heuchelei ist doch seit Ewigkeiten mit Händen zu greifen: Man schmückt sich gern mit den Künsten, aber wenn es um Geld geht, tut man so, als würden unsere Werke auf den Bäumen wachsen. Mich hat es jedenfalls nicht im Geringsten gewundert, dass man der Lufthansa wieder den Vortritt lässt. Trotzdem danke ich Ihnen für Ihre Intervention. Denn grundsätzlich haben Sie natürlich recht: Eine Einigkeit unter den Künstlern könnte politisch bedeutsam werden. Aber wie die herstellen? Ich habe ja schon mit Musikern unschöne Diskussionen über die Frage geführt, ob Leute am Ende eine Mindestrente kriegen sollen, die jahrzehntelang in die Künstlersozialkasse eingezahlt haben, was nur ging. Meine Diskussionspartner waren der Meinung, das sei ein überflüssiger Luxus. Oder man denke nur an die armen Lichter, die die "EU-Urheberrechtsreform" vom letzten Jahr als großen Wurf feierten. Wie soll vor diesem Hintergrund ein Begriff von Solidarität entstehen? Ob Corona an der politischen Naivität und Ahnungslosigkeit vieler Künstlerinnen und Künstler etwas ändert, wage ich zu bezweifeln. Aber gut, der Auftritt der Ärzte in den Tagesthemen neulich und ihr Video sind immerhin einmal Wortmeldungen. Was daraus folgt, wird man sehen.