Bevor ich's vergesse: Gestern war ich bei meiner Zahnärztin. Sie war genervt, weil ich zu spät kam. Kurzer Aufenthalt im Wartezimmer, dann setzte ich mich und machte den Mund auf. Und dann rollte über mir und in meinem Mund ein Geschehen ab, das ich sicher so schnell nicht vergesse. Die lautlose, leicht genervte Präszision, mit der da gearbeitet wurde, hatte fast schon etwas Beängstigendes. Knappe, über dem Lärm der Maschinen nur schwer verständliche Kommunikation mit der Helferin, seltsame, bis dahin nie gesehene Geräte, alles unter Kontrolle. Einspritzen, alte Krone raus, saubergemacht mit Fein- und Grobbohrer, Aufbaufüllung, Provisorium: das ging wie's Brezelbacken, und hatte trotzdem nie was 08/15-artiges an sich. Die Situation wurde begutachtet, dann wurde entschieden, dann wurde gehandelt. Und kein Schmerz, nicht ein bißchen, obwohl ich andauernd gewarnt wurde: "Das wird jetzt ein bißchen unangenehm", etc. Ich schwankte fortwährend zwischen einem gewissen Neid auf die Kompetenz von Leuten, die halt was Anständiges gelernt haben und einem diffusen Unbehagen über die Effizienz der Ausübenden, die mich an gut programmierte Industrieroboter erinnerte. Leicht benommen wankte ich aus der Praxis, und dachte nur: Mann-o-Mann. Noch drei Termine. Und wenn ich Glück habe, komme ich aus dem Schlamassel, in das mich der Pfuscher seinerzeit reinmanövriert hat, für 116 Euro wieder raus. Auch ein Ergebnis sorgfältiger Planung in Zeiten allwaltender Gesundheitsdeform. Wer für meine kleine Stadt privat einen dentalen Tip haben will, kriegt ihn.