der dichter

geübten gangs der immergleichen schritte (was dich am gehen hält, ist keine raserei von außen das umkreisen einer mitte von innen sind dir kreise einerlei)

vergleichst du dich mit tieren hinter gittern mit großen katzen vorzugsweise, die noch jung und doch schon abgestumpft bis auf das zittern in feuchten flanken vor der fütterung.

das bild ist schön (der blick unendlich müde das fell von seidenmattem glänz) und hält was es verspricht, die edle attitüde: gefangen und gelangweilt von der weit.

du vergißt: die tiere kennen es nicht anders. im zoo geboren, ist der zoo die welt. auch wenn du noch so lange wanderst der käfig ist, was dich am leben hält.

und doch siehst du dich so an trüben tagen und fällst auf diesen schönen schein herein. nicht im herzen, nein, in deinem magen hör'n die dinge auf zu sein.

man wirft dir fleisch tagtäglich durch die Stäbe zu fressen hast du also, und warum wünschst du dir, daß es keine stäbe gäbe? die freiheit bringt dich doch nur um.

Nicolai Kobus, Lyrik von JETZT, S. 265 f.